Islamismus ist keine Religion, sondern politischer Terrorismus

Der radikale politische Islam, der Islamismus, ist eine der größten Gefahren für das friedliche Zusammenleben der Menschen – in Deutschland, Europa und besonders in mehrheitlich muslimisch geprägten Ländern. Islamismus ist keine Religion, er ist politischer Terrorismus und gehört deshalb so behandelt.

Dresden, Paris, Nizza, Wien. Bestialisch wurden hier Menschen hingerichtet – ebenso in dieser Woche bei einem Anschlag auf eine Kabuler Universität, bei dem zahlreiche junge Studentinnen und Studenten starben. Dafür gibt es keine Rechtfertigung. Was auf unsere Trauer nicht folgen darf, sind Zweideutigkeiten und Tatenlosigkeit. Darauf kann es nur die eindeutige und klare Reaktion der wehrhaften Demokratie, der offenen, friedlichen Gesellschaft geben. Demokratinnen und Demokraten müssen Islamisten genauso konsequent bekämpfen wie Faschisten.

Das Leben in Deutschland, in den Ländern der EU, muss eines der Freiheit bleiben – auch der Religionsfreiheit, also der Freiheit für und genauso vor Religion. Ein politischer Islam, der Intoleranz predigt, die Presse- und Meinungsfreiheit ablehnt, Geschlechtergerechtigkeit bekämpft, die Islamisierung der Gesellschaft verfolgt und den Hass von Autokraten importiert, hat in unserem Land keine Berechtigung.

Es hat mich schockiert, dass nach den Anschlägen in Frankreich hierzulande Demonstrationen stattgefunden haben – gegen den französischen Präsidenten. Nein, kein Muslim muss gegen islamistischen Terror auf die Straße gehen. Jedenfalls nicht mehr als jeder andere Mensch in Deutschland. Gleichwohl sind diese Bilder Ausdruck einer gefährlichen Solidarisierung. Mit denjenigen übrigens, die die Demokratie, die Presse- und Meinungsfreiheit, den Rechtsstaat ablehnen und Demonstrationen bei sich niederknüppeln lassen.

Der Feind des politischen Islam ist die Aufklärung. Der säkulare Staat, der Freiheit wie Religionen schützt, ist eine Errungenschaft, die wir verteidigen müssen. Sie ist im wahrsten Sinne unsere Basis. Dafür müssen wir mehr tun, als in der Vergangenheit. Wir müssen zum Beispiel dafür sorgen, dass Imame, die in Deutschland predigen, möglichst bei uns ausgebildet wurden. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass Kinder, welch religiösen Hintergrund sie auch immer haben, die gleichen Bildungs- und Entwicklungschancen besitzen. Über die Teilnahme am Sport- oder auch Schwimmunterricht darf nicht die Religion, sondern muss der Stundenplan entscheiden. In Kitas und Grundschulen sollte das Tragen eines Kopftuches untersagt werden. Säkulare und liberale Muslime müssen wir mehr unterstützen. Um im Bild dieser Tage zu bleiben: Der Islamismus ist ein Virus, das die Religion des Islam angreift und zu kapern versucht. Unser gemeinsames Immunsystem muss darauf antworten: mit demokratischer Klarheit!

Demokratie ist allerdings keine Einbahnstraße. Wir werden nichts gegen den Islamismus ausrichten können, wenn Muslime (weiter) das Gefühl haben, es würde mit dem Finger auf sie gezeigt. Europa und auch Deutschland haben es dem Islamismus oft zu einfach gemacht. Nicht nur mit Kriegen im Nahen und Mittleren Osten. Antimuslimischen Rassimsus zu bekämpfen, ist deshalb die andere, wichtige Seite der Medaille im Kampf gegen den Islamismus. Nur dort, wo Muslime selbstverständlicher Teil dieser Gesellschaft sind, wo sie im Job, bei der Wohungssuche oder im Alltag nicht benachteiligt sind, entziehen wir dem Islamismus den Nährboden, den er braucht, um zu wachsen und zu morden. Wir sind alle gemeinsam aufgefordert, politischem Terror die Grundlagen zu entziehen. Egal von welcher Seite er uns angreift.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in einem Gastbeitrag am 5. November auf welt.de