Neustart aus der Krise

„Per aspera ad astra“: Durch das Raue gelangt man zu den Sternen. In Großbritannien ist der Impfstoff von AstraZeneca tatsächlich der Weg aus dem Rauen der Krise. Insofern ist die Redewendung Senecas zumindest treffend.

Bei uns hat Jens Spahn mit seiner Entscheidung vom Montag, die Verimpfung national zu stoppen, ohne die europäische Prüfung abzuwarten, dem Weg aus der Krise einen Bärendienst erwiesen. Die Zulassung ging nur europäisch, aber gestoppt wurde national – sehr fragwürdig.

Die WHO, die Europäische Arzneimittelbehörde: sie werben für den Impfstoff. Dass er nach wenigen Tagen wieder verimpft werden kann, weil der Nutzen das Risiko deutlich übersteigt, ist für die Pandemiebekämpfung entscheidend. Dass Jens Spahn das Vertrauen in AstraZeneca massiv geschädigt hat, war voreilig und unverantwortlich. Wir brauchen Impftempo und keine Impfblockade. 3,5 Millionen Dosen hat AstraZeneca bisher an Deutschland geliefert. Bis Montag waren 1,65 Millionen nicht verimpft. Bis Ostern werden mehr als zwei Millionen weitere Dosen geliefert. Diese Impfdosen gehören in Oberarme und nicht in Kühlschränke. Jede aufgeschobene Impfdose ist potenziell tödlich. Wir können nicht ernsthaft über einen weiteren Lockdown diskutieren, während gleichzeitig Impfdosen in der Bürokratie hängen. Das versteht niemand.

Um Vertrauen zurückzugewinnen, braucht es einen TV-Impfgipfel, bei dem sich Prominente aus Politik, Sport und Unterhaltung mit AstraZeneca impfen lassen. Das Ganze sollten Öffentlich-Rechtliche und Private zur besten Sendezeit ausstrahlen. Die Hausärzte müssen zu zentralen Akteuren der Impfkampagne werden. 20 Millionen Grippeimpfungen verabreichen diese in wenigen Monaten nebenbei. Sie können Tempo. Sie können aufklären, Vertrauen schaffen und kennen ihre Patienten. In Tel Aviv und Miami ist Party, bei uns Impf-Blues. Um aus dem rauszukommen, brauchen wir schnellstmöglich weitere Impfstoffe. Johnson&Johnson ist in der Pipeline wie auch Sputnik. Da braucht es Prüfungen und, so möglich, Zulassungen – ohne ideologische Scheuklappen. Natürlich bleibt das Impfen freiwillig. Ich werbe dafür.

Die Impfkampagne braucht einen Neustart. Den braucht auch das Bundesgesundheitsministerium, das unter der Führung von Jens Spahn zu viel in den Sand gesetzt hat.

Dieser Text ist zuerst erschienen in einem Gastbeitrag am 19. März auf focus.de.