Frauenquote in der Union: Normalität bis 2025?

Die Union will 2025 eine Frauenquote einführen. Donnerwetter! Die Wirtschaftsunion nennt das sogar „übermotiviert“. Als Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag nenne ich das: Normalität. Diese benötigt bei der Union gern mal etwas länger. Aber immerhin.

Frauen sind in der Politik insgesamt viel zu wenig vertreten. Sie sind seltener Parteimitglieder und übernehmen seltener Verantwortung. Das hat gesellschaftliche Ursachen. Im Bundestag ist die Frauenquote zuletzt sogar gesunken – dank Union, FDP und AfD. In dieser Legislatur sind es 31,2 % Frauen, 2013 waren es noch 37,3 %, obwohl ca. 53 % der Bevölkerung in Deutschland Frauen sind. In meiner Fraktion arbeiten übrigens 37 Frauen und 32 Männer.

Frauen in der Unionsfraktion machen gerade einmal 21 % aus. Aufgerundet. Daran wird allerdings auch die geplante Frauenquote unmittelbar nichts ändern: für die Wahllisten und Direktmandate ist es eine „Soll-Regelung“. Dass die Parität bei der Wahlrechtsreform völlig runterfällt ist auch ein bedauerlicher Effekt der Streitigkeiten über die kommenden Listen und Mandate für die Bundestagswahl 2021 in der Union.

Dabei hat sich gezeigt, dass Frauen in der Politik zuweilen die bessere Arbeit machen. Gucken wir international auf das Management der Länder in der Corona-Krise, lässt sich sagen, dass Neuseeland und Taiwan deutlich effektiver mit der Krise umgegangen sind und umgehen als England und die USA beispielsweise. Was die beiden Länder gemeinsam haben: Frauen an der Spitze. Das hat natürlich keine biologischen Gründe, aber Herrenklubs sind, so zeigen verschiedene Studien für alle Bereiche des Lebens, häufig ineffektiver. Die Mischung macht’s auch bei Geschlechterverhältnissen.

Abgesehen davon: im Angesicht von Horst Seehofer und Andreas Scheuer wird das Argument, dass Posten nach Leistung vergeben werden, mindestens ein wenig konterkariert. Dass die Union nun mit diesem Vorstoß kommt, hat auch damit zu tun, dass Annegret Kramp-Karrenbauer nicht mehr als Vorsitzende kandidiert, dass Angela Merkel nach der Wahl nächstes Jahr nicht mehr Kanzlerin sein wird und in der Nachfolgeschlange ausschließlich Männer zu finden sind.

Warten wir deshalb einmal den kommenden Parteitag der Union in Stuttgart ab, denn ob die Frauenquote für 2025 dann beschlossen wird oder Friedrich Merz die Union zurück zu den westdeutschen Herrenklubs führen wird, das ist offen.