Linksfraktion erinnert an den Suizid des Bundestagsabgeordneten Gerhard Riege am 15. Februar 1992

„Gerhard Riege hinterließ mit seinem Tod eine schmerzliche, nicht zu schließende Lücke“, erklären Dietmar Bartsch, Gregor Gysi und Sören Pellmann.

Vor 30 Jahren schied unser Genosse Gerhard Riege mit 61 Jahren freiwillig aus dem Leben. Der Abgeordnete des 12. Deutschen Bundestages und Parlamentarische Geschäftsführer der Gruppe PDS/Linke Liste beging aus Verzweiflung Suizid, weil er Ereignisse nach dem Beitritt der DDR, wie er sie selbst erlebte, nicht mehr ertrug. „Mir fehlt die Kraft zum Kämpfen und zum Leben“, schrieb er in seinem Abschiedsbrief, in dem es weiter hieß: „Sie ist mir in der neuen Freiheit gebrochen worden. Ich habe Angst vor der Öffentlichkeit. Wie sie von Medien geschaffen wird, und gegen die ich mich nicht wehren kann. Ich habe Angst vor dem Haß, der mir im Bundestag entgegenschlägt aus Mündern und Augen und Haltungen von Leuten, die vielleicht nicht einmal ahnen, wie unmoralisch und erbarmungslos das System ist, dem sie sich verschrieben haben. Sie werden den Sieg über uns voll auskosten. Nur die vollständige Vernichtung ihres Gegners gestattet es ihnen, die Geschichte umzuschreiben und von allen braunen und schwarzen Flecken zu reinigen, […] Ich schäme mich nicht meines Lebens, nicht für das, was ich in der Gesellschaft gewollt und getan habe.“

Dazu erklären die LINKE-Bundestagsabgeordneten Dietmar Bartsch, Gregor Gysi und Sören Pellmann: „Gerhard Riege hinterließ mit seinem Tod eine schmerzliche, nicht zu schließende Lücke. Nicht nur wegen seiner fachlichen Qualifikation als Jurist, sondern wegen der menschlichen Wärme, der Geduld, der Ruhe, der Besonnenheit, der Vernunft, die er ausstrahlte. Er war einer von jenen, die zuhören konnten. Der Nachruf der Gruppe PDS/LL von 1992 ist uns bis heute gültige Mahnung: ‚Es gibt keinen Mörder von Gerhard Riege, aber es gibt Schuldige an seinem Tod.‘

In diesem Sinne ist auch 30 Jahre später der Umgang mit der DDR und ihrem Erbe weiterhin häufig durch Geringschätzung sowie strukturelle, institutionelle und vor allem personelle Benachteiligung ostdeutscher Biografien in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Kunst, Kultur, Medien und Verwaltung geprägt. Gegen die fortgesetzte Ost-West-Spaltung wehren wir uns. Nicht zuletzt dadurch, dass wir die Erinnerung an Gerhard Riege nicht nur an seinem Todestag lebendig halten.“


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