50 Euro brutto im Monat mehr für Pflegekräfte sind kein Dank, sondern unverschämt.

„Schöne Worte sind das eine, Taten sind das andere.“ Das sagte die Bundeskanzlerin im vergangenen Herbst, als sie den Pflegekräften kurz vor der zweiten Corona-Welle für ihre Arbeit dankte und Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen anmahnte. Neue Zahlen, die ich beim Statistischen Bundesamt abgefragt habe, belegen, dass es überwiegend bei schönen Worten geblieben ist.

Von Anfang 2020 bis zum Ende des 1. Quartals 2021 stiegen die Löhne der Pflegekräfte in Heimen und Krankenhäusern nur zwischen 24 und 68 Euro brutto im Monat. Im Schnitt rund 50 Euro brutto mehr sind kein Dank für die Corona-Zeit, sondern eine Unverschämtheit. Der Applaus der Bundesregierung war offenkundige Heuchelei. Dafür trägt der zuständige Minister Spahn die Hauptverantwortung. Unsere Kranken- und Altenpflegerinnen und -pfleger leisten Herausragendes, aber ihre Bezahlung steht in einem krassen Missverhältnis dazu. Wir sollten unsere Pflegekräfte zu Gutverdienern machen. Das wäre leistungsgerecht und es würde den vielfach hausgemachten Personalmangel in Deutschland beheben, da laut Studien allein zehntausende Aussteiger zurück in den Beruf kommen könnten. Bezahlt werden sollte diese Lohnoffensive auch damit, dass sich wirkliche Spitzenverdiener an den Gesundheits- und Pflegekosten deutlich mehr beteiligen müssen.