Wegwerfverbot für Impfdosen

Zwei Dinge haben mich in dieser Woche besonders berührt: Die dramatische Corona-Situation in Indien. Horrende Infektionszahlen und unerträgliches Leid. Und die Berichte des NDR, wonach insgesamt mehr als 40.000 Impfdosen aus Hamburger Impfzentren nicht die Oberarme der Hamburgerinnen und Hamburger getroffen, sondern ungenutzt die Mülltonne erreicht haben. Beide Themen hängen zusammen. Corona lässt sich nur mit dem „Impfturbo“ besiegen. Konsequentes, schnelles Handeln beim Impfen ebnet den Weg aus der Krise.

Ganz klar: Wir brauchen ein Wegwerfverbot für Impfdosen! Hier ist der Gesundheitsminister gefordert. Kein Bundesland, kein Impfzentrum darf Impfdosen ungenutzt entsorgen! Peter Tschentscher, der Erste Bürgermeister Hamburgs, der nicht als Corona-Hasardeur aufgefallen ist und in der Abwägung des Handelns, immer auf der Seite der Vorsicht stand, wird erklären müssen, warum die Mülltonnen voll, aber ein halber Stadtteil nicht geimpft ist.

Ich plädiere für einen zügigen Strategiewechsel. Das Impftempo hat mit den Hausärzten Fahrt aufgenommen. Sie kennen ihre Patienten, können unbürokratisch handeln und verfügen über eine Patientenkartei. Haben sie Impfstoffe in der Praxis, gar mehr als Patienten einbestellt, können sie den Hörer in die Hand nehmen und nach eigenem Ermessen Impfdosen an ihre Patienten verabreichen. Die Impfzentren können das so nicht. Wir sollten deshalb sehr zügig die Priorisierung auslaufen lassen und die Haus- und endlich auch Fachärzte zu den zentralen Akteueren der Impfkampagne machen. Viele Menschen wollen das und die niedergelassenen Ärzte können das.

Wir müssen mit Tempo auch diejenigen impfen, die nicht im Homeoffice sein können, sondern in der Fabrik oder der Fertigung arbeiten. Als Busfahrer oder Verkäuferin. Den gesamten Bildungsbereich und Eltern schulpflichtiger Kinder. Dann beenden wir endlich die leidige Debatte über Schulschließungen, die vor allem eines sind: unsozial! Wir können im Sommer zurück in einer neuen Normalität sein – mit der Wiederherstellung aller Grund- und Freiheitsrechte. Dafür brauchen wir beim Impfen allerdings den Turbo, statt eines Vorgehens, das im Zweifel Mülltonnen füllt, aber nicht Oberarme erreicht.