Rock in the DDR

Beim heutigen Blick in die Charts fällt vor allem eins auf: Rock und Gitarren sind zunehmend die Ausnahme. Stattdessen dominieren synthetische Musik und Schlager. Sozialkritische Songs kommen eher als Rap-Musik daher, mit der ich nicht sonderlich viel anfangen kann. Persönlich höre ich eher die Rockklassiker. Das Konzert der Rolling Stones Ende Juni im Berliner Olympiastadion war beispielsweise sensationell. Was die alten Männer mit den neuen Musikern auf die Bühne zaubern, ist Atem beraubend! Und ich freue mich jetzt schon riesig auf Carlos Santana im August.

Rockmusik war lange ein Ausdruck gesellschaftlicher Rebellion. Bob Dylan sang über die rassistischen Missstände in den USA. Die Stones und Elvis Presley wirbelten die prüden Nachkriegsjahre im Westen auf. The WHO sangen schon früh über das Elend der englischen Arbeitklasser. Auch Bruce Springsteen verkörpert diese Rockmusik der normalen Leute, wo das Herz für die Arbeiterklasse und immer auch links schlägt. Heute vor ungefähr 30 Jahren spielte Springsteen in Berlin Weißensee vor 500.000 Zuschauern. Das Konzert hat mein Freund und ehemaliges MdB Roland Claus mitorganisiert. Karten zu bekommen, war schwierig, am Ende ging es ohne, ich habe es geschafft. Ein legendäres Konzert.

Die Menschen waren elektrisiert, natürlich von Springsteen, der auf dieser Bühne in Ost-Berlin vor einer halbe Million DDR-Bürger den Fall der Mauer indirekt forderte. Heute gibt es natürlich unterschiedliche Bewertungen dieses Auftritts. Einige sagen, Springsteen habe einen weiteren Nagel in den Sarg der DDR geschlagen. Andere wussten beim Blick auf die ausgelassenen Menschen in Weißensee, dass es mit der DDR zu Ende gehen würde und wieder andere behaupten, dass es den 500.000 Konzertbesuchern mehr um Zweisamkeit ging als um Politik.

Mir zumindest ging es „nur“ um den Rockstar. Genauso wie David Hasselhoff nicht die Mauer einriss, riss Bruce Springsteen nicht mit einem Konzert die DDR ein. Aber zwei Dinge stehen fest: Konzerte sind was Feines und junge, linke Rockmusik könnten wir derzeit gut in den Charts gebrauchen.